- Title: GDL-Chef Weselsky - Streik läuft hervorragend
- Date: 11th August 2021
- Summary: REUTERS, BERLIN, 11.08.2021 GDL-CHEF CLAUS WESELSKY IM GESPRÄCH WESELSKY GEHT IN ARD-GEBÄUDE O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Hervorragend. Ich muss an der Stelle klar und deutlich sagen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen sehr diszipliniert in den Streik eingetreten sind. Wir haben erstmals heute Nacht in sechs Stellwerksbezirken auch streikende Fahrdienstleiter, die bei uns Mitglieder sind. Da sind wir eigentlich ein Stück weit froh drüber, dass erkennbar wird, dass wir auch die anderen Berufe organisieren. Und ansonsten, 6 Uhr waren um die 700 Züge, die gestanden haben, so dass wir von einer guten Bilanz ausgehen können.") TOTALE WESELSKY IM INTERVIEW O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Nun, ich erwartet, dass ein mit Millionen bezahlter Manager wie Herr Seiler Tarifarithmetik kennt und aufhört, die Öffentlichkeit und auch die Medienvertreter hier mit Halbwahrheiten zu füttern. Das Angebot, das am 7. Juni von uns als unakzeptabel erklärt wurde und wo wir die Verhandlungen scheitern lassen haben, das hat sich keinen Millimeter verändert. Und ich erwarte vom Management der Bahn, dass es ein verbessertes Angebot auf den Tisch bringt und wir nicht über Laufzeiten verhandeln, die einen Tarifvertrag entwerten. Es ist ein Unterschied, ob Sie 40 Monate Laufzeit haben oder 28. Und die Menschen, die bei uns das Eisenbahn-System am Fahren gehalten haben, die haben auch einen Abschluss verdient, wie die Menschen im öffentlichen Dienst und nicht einen Notlagen-Tarifvertrag für Flughafen.") NAH WESELSKY REDEND O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Eine typische Lachnummer. Das Management weiß seit 7. Juni, dass die Verhandlungen gescheitert sind und dass Arbeitskampfmaßnahmen stattfinden werden. Das Management weiß seit der Einleitung der Urabstimmung vor sechs Wochen, dass wir am 9. August auszählen. Und das Management wusste auch rechtzeitig, dass wir am 10. August das Ergebnis der Urabstimmung bekannt geben. Wie begnadet muss man denn sein, um da nicht zu wissen, dass unmittelbar danach auch Arbeitskampfmaßnahmen folgen, was wir auch angekündigt hatten. TOTALE PASSANTEN UND BESUCHER AM UFER DER SPREE O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Ich denke, dass die Kunden sehr wohl von der inneren Überzeugung her verstehen, dass es sich hier um Verteilungsgerechtigkeit handelt bzw. Ungerechtigkeit. Die Eisenbahner-Renten Kleinst-Renten, monatlich für einen Lokführer am Ende seines Berufslebens 150 Euro, sollen gekürzt werden um 50 Euro, während sich die Manager selbst bedienen und Altersversorgungssysteme bis 20 000 Euro monatlich haben. Wir haben Personal-Kosteneinsparungen als Aufgabe vom Eigentümer bekommen. Diese Aufgabe hat das Management so gestaltet, dass die kleinen Leute den Gürtel enger schnallen und sie sich weiter mit Boni bedienen können. Da machen wir nicht mit. Das kann man auch anders. Man kann den völlig überbordenden Verwaltungsapparat abbauen. Man kann schlicht und ergreifend auf variable Vergütungen oder Boni komplett verzichten. Das hätte ich vom Management erwartet, nicht das ewige Geleier.") FOTOGRAF O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Es gibt eigentlich keinen Zeitpunkt, wo ein Streik im Eisenbahnsystem beklatscht wird von den Kunden, von den Güterverkehrs-Kunden. Wir haben an der Stelle eine Abwägung getroffen und das kommende Wochenende absichtlich rausgehalten. Deswegen endet der Streik früh 2 Uhr, damit wir für das Ferienwochenende einen, denke ich, geordneten Bahnverkehr gewährleisten können. Ich würde an der Stelle auch tatsächlich die Verantwortung in Richtung DB- Management drücken wollen. Die Manager wissen seit Jahren, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist. Und ich habe hier das Gefühl, dass das kollektive Gedächtnis verlorengegangen ist. Hier kommen neue Söldner an Bord und üben dieselbe Übung nochmal. Wir haben 204/15 bewiesen, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist. Und jetzt machen wir diese Übung erneut.") KAMERADISPLAY ZEIGT FOTOS VON WESELSKY IM INTERVIEW O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Also erstensmal haben wir uns tatsächlich auch vom Frühjahr in den Sommer rein bewegt. Und Sie wissen, dass die Inzidenzen nicht so hoch sind, wie zu anderen Zeiten. Zweitens: Wir waren es, die voriges Jahr bereits ein Reservierungssystem gefordert haben, um Abstände zu gewährleisten. Die Bahn hat es abgelehnt, auch der Verkehrsminister wollte es nicht. Wir sind nicht dafür verantwortlich, wenn die Züge überfüllt sind. Vor allen Dingen nicht, weil sie auch so überfüllt sind. In Teilen haben wir heute schon volle Züge. Und an der Stelle angekommen: Wann sollen wir denn bitteschön streiken? Wann sollen wir für unsere Rechte kämpfen? Sollen wir zuschauen, wie das Management uns die Renten kürzt und die Gehälter schlecht entwertet werden? Das kann man uns nicht zumuten. Streiken ist ein Grundrecht, und das nehmen wir jetzt vor. Übrigens als letztes Mittel, und der Bahnvorstand hat es in der Hand, ob weiter gestreikt wird oder nicht.") BLICK AUF GLEISE DES BAHNHOFS FRIEDRICHSTRASSE MIT STEHENDER S-BAHN O-TON GDL-CHEF CLAUS WESELSKY ("Herr Seiler muss aufhören, die Öffentlichkeit und auch die Medienvertreter zu belügen. Er muss klar und deutlich machen, dass er ein anderes Angebot bringt als das, was bisher auf dem Tisch lag. Das hat sich seit Juni nicht verändert. Wir werden keine 40 Monate Laufzeit akzeptieren, weil das den Tarif de facto entwertet. Wir wären dann unter einem Prozent pro Jahr. Wir haben gefordert, den gleichen Abschluss wie im öffentlichen Dienst. Und wenn das auf den Tisch kommt und wir Tarifverträge auch für Fahrdienstleiter, für Werkstattmitarbeiter machen, dann kommen wir auch zu einer Kompromisslösung.") TOTALE WESELSKY IM INTERVIEW
- Embargoed: 25th August 2021 09:53
- Keywords: Bahn GDL Lokführer Streik Weselsky
- Location: BERLIN
- City: BERLIN
- Country: Germany
- Topics: Europe,Economic Events
- Reuters ID: LVA001EPU4XG3
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: GDL-Chef Claus Weselsky wertet die ersten Stunden des Streiks bei der Deutschen Bahn als vollen Erfolg. Der Arbeitskampf laufe "hervorragend", sagte der Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL am Mittwoch im Gespräch mit Reuters TV. "Ich muss sehr deutlich sagen, dass unsere Kollegen sehr diszipliniert in den Streik eingetreten sind." Bereits um 06.00 Uhr morgens habe man um die 700 Züge zum Stillstand gebracht. Zudem hätten auch Fahrdienstleiter in mehreren Stellwerken mitgestreikt, sagte Weselsky. Dies sei für die GDL besonders ermutigend, da sie sich auch jenseits des Zugpersonals bei der Bahn ausbreiten wolle. Der Ausstand sei bundesweit und treffe Nah-, Fern- und Güterverkehr. Da es in Westdeutschland aber noch Beamte gebe, die nicht streiken dürften, seien die Auswirkungen in Ostdeutschland größer.
Weselsky wehrte sich gegen den Vorwurf, der Streik sei wegen jetzt überfüllter verbleibender Züge in der Corona-Pandemie besonders gefährlich. Die Züge seien teils schon vor dem Arbeitskampf sehr voll gewesen. Zudem habe die GDL schon vor längere Zeit ein Reservierungssystem gefordert, um die Zugauslastung zu steuern. Die Bahn habe dies abgelehnt.
Die GDL will noch bis Freitagmorgen 02.00 Uhr streiken, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen. - Copyright Holder: REUTERS
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