- Title: Bahn: "GDL-Streik trotz Angebots überflüssig"
- Date: 23rd August 2021
- Summary: REUTERS, BERLIN, 23.08.2021 TOTALE HAUPTBAHNHOF AM FRÜHEN MORGEN REISENDE IM EINGANGSBEREICH ANKUNFT BAHN-SPRECHER ACHIM STAUß ZU STATEMENT KAMERA O-TON BAHN-SPRECHER ACHIM STAUß ("Die Lokführergewerkschaft GDL bestreikt den Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn seit Samstag, seit heute Morgen auch den Personenverkehr bundesweit. Dieser zweite Streik der GDL ist noch überflüssiger als der erste. Wir haben gestern der GDL-Spitze ein starkes Signal gesendet. Wir wollen bei Verhandlungen auch über eine Corona-Prämie sprechen, eine Corona-Prämie für die Beschäftigten, die sogar noch dieses Jahr wirksam würde. Gleichzeitig haben wir die GDL aufgefordert, die Streiks im Personenverkehr abzusagen. Die GDL hat das abgelehnt. Das zeigt: Der GDL geht es um einen politischen Kampf und nicht um eine Lösung am Verhandlungstisch. Ungeachtet der Corona-Pandemie richtet die GDL-Spitze Schaden an, ohne Rücksicht auf die Fahrgäste, ohne Rücksicht auf den Großteil unserer Beschäftigten und ohne Rücksicht auf das Unternehmen DB. Das ist verantwortungslos.") GLASFASSADE UND SCHRIFTZUG HAUPTBAHNHOF O-TON BAHN-SPRECHER ACHIM STAUß ("Wir werden unseren Fahrgästen im Fernverkehr auch heute wieder ein stabiles Grundangebot bieten. Etwa ein Viertel der sonst üblichen Platzkapazitäten im Fernverkehr, im Verkehr also mit Intercity- und ICE-Zügen steht zur Verfügung. Dieses Grundangebot war schon beim ersten Streik sehr stabil. Wir haben es auch längst schon in die Fahrplanmedien eingearbeitet. Die Kunden können sich darauf verlassen. Gleichwohl wird es in den Zügen, die fahren, etwas enger werden. Wir haben deswegen auch das Angebot gemacht, die Fahrt zu verschieben. Wer also eine Fahrkarte hat für heute oder für den morgigen Dienstag, kann seine Fahrt verschieben. Er kann dieses Ticket flexibel nutzen, auch noch bis Samstag, den 4. September. Und wer eine Fahrkarte mit Zugbindung hat, Spar- oder Supersparpreis, für den ist diese Bindung selbstverständlich aufgehoben.") KAMERAMANN O-TON BAHN-SPRECHER ACHIM STAUß ("Im Schienengüterverkehr konnten wir die Rückstaus nach dem ersten Streik auflösen. Aber es werden sich weitere Staus jetzt sicherlich aufbauen. Noch nicht so sehr am Wochenende war das der Fall, denn die Produktion der Industrieunternehmen läuft ja jetzt erst an. Aber wir erwarten auch hier Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr. Priorität haben wie schon beim ersten Streik versorgungsrelevante Züge, also Züge, die Güter in die Kraftwerke bringen oder die die Seehäfen beliefern.") NAH UHR STAUß BEENDET STATEMENT UND GEHT TOTALE BAHNHOFSHALLE SCHALTER DER DB-REISEINFORMATION VERSCHIEDENE EINSTELLUNGEN FAST LEERE ANZEIGETAFEL ZEIGT WENIGE VERBINDUNGEN UND VERSPÄTUNGEN AN GETRÄNKEAUSGABE MIT DB-MITARBEITENDEN VERSCHIEDENE EINSTELLUNGEN LEERE BAHNGLEISE UND ANZEIGETAFELN O-TON REISENDE ROSWITHA KROL ("Ich bin im Urlaubsmodus, es geht. Also ich hatte dann schon umgebucht mit einer Platzreservierung. Dieser Zug wurde dann wieder gestrichen, und gestern Abend habe ich das einfach nochmal erfahren, und dann konnte ich auf Flix-Train umbuchen, und der fährt jetzt nachher mit 20 Minuten Verspätung. Aber das ist okay, das geht. Also in dem Fall habe ich jetzt vollends Glück gehabt und super entspannt, geht.") DB-INFO-SCHALTER O-TON REISENDE ROSWITHA KROL ("Wir haben das Recht zu streiken, passen tut es nie. Das passt nie im Berufsverkehr, das passt jetzt im Reiseverkehr auch nicht. Was jetzt besser war, dass sie es rechtzeitiger angekündigt haben. Das ist okay. Passt nie, und die wollen auch ihr Recht haben. Und eine Corona-Prämie, die einen kriegen es, obwohl sie schon ein 14. Gehalt bekommen. Die anderen kriegen gar nichts, und die haben echt zu schuften gehabt. Also ich finde, die dürfen auch etwas kriegen. Also ich bin in der Pflege und habe auch eine Prämie bekommen und habe sie dankbar angenommen.") INFORMATIONSTAFEL FÜR REISENDE VOR SCHALTER O-TON REISENDER HELMUT ROHDE ("Also ich kann es überhaupt nicht verstehen. Das ist ein Machtstreben von dem Gewerkschaftsführer. Der Mann ist gefährlich, unberechenbar. Also null Verständnis.") SCHWENK ÜBER INFO-TAFEL O-TON REISENDER HELMUT ROHDE ("Wir sind gestern Abend von Rostock hergefahren und sind natürlich jetzt am Zweifeln, ob der Zug fährt oder ob er nicht fährt. Also, blöd. Wir wollen nach Bozen runter, und verschieben können wir auch nicht, weil wir das Zimmer gebucht haben.") TOTALE LEERE BAHNGLEISE MIT SCHWENK
- Embargoed: 6th September 2021 06:54
- Keywords: Bahnstreik Deutsche Bahn GDL Güterverkehr Personenverkehr
- Location: BERLIN
- City: BERLIN
- Country: Germany
- Topics: Europe,Economic Events
- Reuters ID: LVA001ERI2TLF
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text:Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL trifft zum zweiten Mal in diesem Monat Berufspendler und Ferienreisende. Am Montagmorgen legten die GDL-Lokführer im Nah- und Fernverkehr ihre Arbeit nieder. Drei Viertel der IC und ICE blieben deshalb stehen, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Im Nahverkehr mit den Regionalzügen und S-Bahnen wolle man etwa 40 Prozent des Angebots aufrechterhalten. Der Not-Fahrplan sei stabil angelaufen. Dennoch sollten alle nicht unbedingt nötigen Reisen verschoben werden, riet die Bahn. Die Tickets des Fernverkehrs könnten bis 4. September genutzt werden. Fahrkarten würden auch erstattet.
"Dieser zweite Streik der GDL ist noch überflüssiger als der erste", sagte Bahnsprecher Achim Stauß. Er verwies auf den Vorstoß der Bahn vom Wochenende, mit der GDL über eine Corona-Prämie zu verhandeln. Die GDL sollte dafür auf den Streik verzichten, was diese aber ablehnte. "Das zeigt, der GDL geht es um einen politischen Kampf und nicht um eine Lösung am Verhandlungstisch." Dies sei verantwortungslos.
Einige Reisende wie Roswitha Krol waren auf diesen zweiten Streik vorbereitet. "Wir haben das Recht zu streiken, passen tut es nie, das passt nie im Berufsverkehr, das passt jetzt im Reiseverkehr auch nicht. Was jetzt besser war, dass sie es rechtzeitiger angekündigt haben, das ist okay", sagte sie Reuters TV am Montag in Berlin. "Die wollen auch ihr Recht haben, und eine Corona-Prämie, die einen kriegen es, obwohl sie schon ein 14. Gehalt bekommen, die anderen kriegen gar nichts, und die haben echt zu schuften gehabt. Also ich finde, die dürfen auch etwas kriegen. Also ich bin in der Pflege und habe auch eine Prämie bekommen und habe sie dankbar angenommen", fügte sie hinzu. Sie sei im Urlaubsmodus, habe auf Flix-Train umbuchen können und sei daher entspannt.
Auf weniger Zuspruch stößt der Streik hingegen bei Helmut Rohde. "Ich kann es überhaupt nicht verstehen, das ist ein Machtstreben von dem Gewerkschaftsführer. Der Mann ist gefährlich, unberechenbar, also null Verständnis", sagte er. Sie seien gestern Abend aus Rostock angereist und jetzt am Zweifeln, ob ihr Zug in Richtung Süden nun fahre oder nicht. "Also, blöd, wir wollen nach Bozen runter und verschieben können wir auch nicht, weil wir das Zimmer gebucht haben.")
Der Arbeitskampf soll am Mittwochmorgen um 02.00 Uhr enden. Im Güterverkehr, wo bereits seit Samstag gestreikt wird, waren die Auswirkungen laut Bahn wegen des vergleichsweise geringen Verkehrs am Wochenende zunächst gering. "Wir rechnen damit, dass es im späteren Tagesverlauf zu Beeinträchtigungen und Verspätungen unserer Cargozüge kommen kann", sagte ein DB-Cargo-Sprecher. System- und versorgungsrelevante Züge hätten weiterhin Priorität und gelangten bislang - auch mithilfe unserer Partnerbahnen - an ihr Ziel."
GDL-Chef Claus Weselsky hatte eine konkrete Offerte gefordert und sprach von einem "Scheinangebot" der Bahn. "Die GDL ist verhandlungsbereit, aber nur auf der Grundlage eines Angebots, das diesen Namen auch verdient." Es handele sich nur um ein in Aussicht gestellt Angebot. Die Deutsche Bahn hatte den Lokführern eine Corona-Prämie angeboten und im Gegenzug ein Ende der Streiks gefordert.
Die Gewerkschaft verlangt eine Corona-Prämie von 600 Euro. Die von der Gewerkschaft geforderten 3,2 Prozent Lohnerhöhung will die Bahn nicht sofort, sondern in zwei Schritten zahlen: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024.
Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte der auch durch die Corona-Krise angeschlagene Konzern bereits im vergangenen Jahr einen Sanierungstarifvertrag geschlossen, den die GDL als völlig unzureichend ablehnt. Zusätzlich kompliziert wird die Tarifrunde dadurch, dass EVG und die GDL beide den Anspruch erheben, für fast alle der 185.000 Beschäftigten in Deutschland beim Schienenpersonal zu verhandeln. Die Bahn sieht sich aber gezwungen, das Tarifeinheitsgesetz anzuwenden: Danach gilt ein Tarifvertrag nur dort, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat. Laut Bahn hat die GDL in 16 der rund 300 Einzelbetriebe des Konzerns die Mehrheit. Die GDL bestreitet das und klagt vor Gericht. - Copyright Holder: REUTERS
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