- Title: Regierung beschließt radikale Wende in Corona-Politik
- Date: 23rd August 2021
- Summary: REUTERS, BERLIN, 23.08.2021 REGIERUNGSSPRECHER STEFFEN SEIBERT SPRECHEND SCHRIFTZUG "BUNDESPRESSEKONFERENZ" ZUHÖRENDE SPRECHER VERSCHIEDENER MINISTERIEN O-TON REGIERUNGSSPRECHER STEFFEN SEIBERT ("Etwa 90 Prozent der Corona-Intensivpatienten sind Ungeimpfte. Insgesamt gehen die Zahlen der hospitalisierten und der intensivpflichtigen Patienten wieder hoch, aber auf einem relativ niedrigen Niveau und all unsere Anstrengungen sollten sich darauf richten, dass das auch so bleibt. Aber wie ich es gesagt habe, etwa 90 Prozent der Corona-Intensivpatienten sind Ungeimpfte. Also mehr und mehr handelt es sich um eine Pandemie der Ungeimpften. Ab heute gilt überall die 3G-Regelung, so sowie Bund und Länder sie vor einer Woche beschlossen haben. Wir werden beobachten, ob diese Testpflicht bei Veranstaltungen in Innenräumen dazu führen kann, dass sich die Infektionskurve wieder abflacht. ") ZUHÖRENDER SPRECHER EINES MINISTERIUMS O-TON REGIERUNGSSPRECHER STEFFEN SEIBERT ("Die Bundesregierung ist sich jedenfalls einig, dass wir dem medizinischen Personal und dem Pflegepersonal nicht nochmal eine Belastung, wie sie sie im Winter des vergangenen Jahres 20/21 durchmachen mussten, zumuten wollen.") ZUHÖRENDER JOURNALIST SEIBERT SPRECHEND O-TON REGIERUNSGSSPRECHER STEFFEN SEIBERT ("Und ich kann auch aus diesem Anlass nur noch einmal den dringenden Appell wiederholen an alle, die es noch nicht getan haben, die noch zweifeln, die noch sagen: Es hat sich für mich irgendwie noch nicht in meinen Alltag einpassen lassen. Lassen Sie sich impfen, schützen Sie sich und andere. Es ist mittlerweile so einfach, zu einer Impfung zu kommen. So bequem, wen n man auch will. Nehmen Sie diese Angebote wahr.") KAMERA O-TON SPRECHER DES BUNDESGESUNDHEITSMINISTERIUMS HANNO KAUTZ ("Das ist ähnlich wie die Ansteckungsinzidenz oder Infektionsinzidenz, wird auch eine Inzidenz gebildet pro 100000 Einwohner, und das weist das RKI im Dashboard inzwischen aus.") KAUTZ SPRECHEND O-TON SPRECHER DES BUNDESGESUNDHEITSMINISTERIUMS HANNO KAUTZ ("Da hat er gesagt, die 50er-Inzidenz im Gesetz hat ausgedient. Die galt für eine ungeimpfte Bevölkerung. Wir haben jetzt viele Menschen, die sich haben impfen lassen und deswegen ist mein Vorschlag, diese 50er-Inzidenz aus dem Gesetz zügig zu streichen. Das passt nicht mehr.") ZUHÖRENDER JOURNALIST O-TON SPRECHER DES BUNDESVERTEIDIGUNGSMINISTERIUMS ARNE COLLATZ ("In den frühen Morgenstunden, die Meldung ist um 4:13 Uhr eingegangen, gab es einen Schusswechsel am Nordtor. Dort waren auch deutsche SoldatInnen eingesetzt zur Sicherung, neben den verantwortlichen Amerikanern. Nachdem die Untersuchung vor Ort stattgefunden hat, blieb leider zu beklagen, dass ein afghanischer Mensch gestorben ist, der sich dort in der Sicherung befunden hat. Drei Verletzte wurden verzeichnet. Auf US-amerikanischer und auf deutscher Seite gab es keine Verletzten und der Vorfall ist insofern beendet.") TOTALE ZUHÖRENDE PRESSE
- Embargoed: 6th September 2021 14:19
- Keywords: 3G Corona Hospitalisierungsinzidenz Impfen
- Location: BERLIN
- City: BERLIN
- Country: Germany
- Topics: Europe,Government/Politics
- Reuters ID: LVA001ERI2YC3
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Die Bundesregierung steuert in der Corona-Politik um: Das Corona-Kabinett einigte sich am Montag darauf, Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht mehr an die Höhe der Infektionszahlen zu knüpfen. Stattdessen soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums nun die Quote der Hospitalisierung der entscheidende Indikator werden.
Regierungssprecher Steffen Seibert schloss zudem einen erneuten Lockdown für Geimpfte aus: "Man kann den Geimpften sagen, dass sich für sie, auch wenn jetzt die (Infektions-) Zahlen weiter ansteigen, nichts ändern wird", sagte er. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Montag einen erneuten starken Anstieg der Corona-Infektionen.
Bereits am Sonntagabend hatte Unionskanzlerkandidat Armin Laschet eine schnelle Änderung des Infektionsschutzgesetzes gefordert. "Die 50er Inzidenz im Gesetz hat ausgedient", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag im ZDF. Das Corona-Kabinett beschloss, dass Spahn den Fraktionen nun einen Vorschlag erarbeiten soll, damit die Abschaffung der bisher im Infektionsschutzgesetz festgelegten Sieben-Tages-Inzidenzen von 35, 50 und 100 noch vor der Bundestagswahl beschlossen werden kann. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich innerhalb einer Woche mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Frühere Corona-Einschränkungen wurden stets an Infektionsgrenzwerte geknüpft. Die Inzidenz verliert aber wegen der steigenden Impfquote an Aussagekraft. Nun soll ermittelt werden, wie viele Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohner in einer Woche ins Krankenhaus müssen. Derzeit liegt der Wert nach Angaben eines Sprechers des Gesundheitsministeriums bei 1,3. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle betrug er zehn bis zwölf. Von diesen Patienten landet dann wiederum ein Teil mit schweren Krankheitsverläufen auf den Intensivstationen. Man wolle eine erneute Belastung der Ärzte und Pfleger wie im Winter auf jeden Fall vermeiden, sagte Regierungssprecher Seibert. Wo der neue Hospitalisierungsgrenzwert liegen soll, ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch unklar, weil für ländliche und städtische Gebiete die Belastung des Gesundheitssystems unterschiedlich sei.
Seibert sprach am Montag von einer "Pandemie der Ungeimpften". Mittlerweile seien laut Robert-Koch-Institut 90 Prozent der in Krankenhäuser eingewiesenen Corona-Patienten nicht geimpft. Der Anteil der Ungeimpften auf den Intensivstationen mache sogar 94 Prozent aus. Am Montag wurden 769 Corona-Patienten auf Intensivstationen in Krankenhäusern gemeldet. Der Wert ist noch deutlich niedriger als bei früheren Corona-Wellen, steigt aber kontinuierlich und schnell an. Am Montag vor einer Woche wurden noch 541 Menschen auf Intensivstationen behandelt.
Mit dem überall verfügbaren Impfangebot hatte sich die Debatte völlig gedreht. Neben Laschet hatte auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz gefordert, dass es keinen erneuten Lockdown geben dürfe. Mehrere Spitzenpolitiker warben erneut dafür, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.
Derzeit steigen nach Angaben des RKI sowohl die Impfquote als auch die Sieben-Tage-Inzidenzen an. Bis Montag haben 64,1 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdose erhalten, vollständig geimpft waren 59 Prozent. Am Montag meldete das RKI aber gleichzeitig einen weiteren deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Registriert wurden 3668 neue Positiv-Tests, das waren 1542 mehr als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 56,4 von 54,5 am Vortag. Vier weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. In einigen Regionen steigen die Zahlen sehr rasch an. So verzeichnet Leverkusen als erster deutscher Kreis wieder eine Inzidenz von mehr als 200.
Die Zahlen nehmen vor allem in den Bundesländern zu, in denen die Schulferien enden. Der Anstieg wird vor allem mit der Zahl der Reiserückkehrer und dem Schulstart nach den Ferien erklärt. Besonders stark wachsen laut RKI die Infektionszahlen vor allem in den jüngeren Altersgruppen, die entweder nicht geimpft werden können (Kinder bis zwölf Jahre) oder bei denen die Impfquote sehr gering ist (zwölf bis 16 Jahre).
Die politische Debatte kreist stärker um die Frage, ob Nicht-Geimpfte künftig der Zugang zu Veranstaltungen in Innenräumen verwehrt werden soll. Bund und Länder setzen derzeit auf ein 3G-Konzept, das Geimpfte, Genesene und Getestete gleichstellt. Einige private Firmen und Sportvereine wenden aber bereits eine sogenannte 2G-Regel an, die nur Geimpften und Genesenen Zutritt erlaubt. - Copyright Holder: REUTERS
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