- Title: Immunplasma-Therapie birgt Hoffnungen für Covid-19-Patienten
- Date: 8th April 2020
- Summary: RKI, BERLIN, 07.04.2020 O-TON RKI-CHEF LOTHAR WIELER ("Ganz ehrlich halte ich das für eine der lohnenswertesten Ansätze. Es gibt ja viele Studien dazu, dass Rekonvaleszenten-Serum oder -Plasma tatsächlich helfen kann. Allerdings muss das natürlich eine hohe Qualität haben, das kann ja auch bestimmte Nebenwirkungen haben. Aber den Ansatz selber halte ich auf jeden Fall vielversprechend.")
- Embargoed: 22nd April 2020 07:41
- Keywords: Corona Immunplasma Therapie
- Location: ERLANGEN
- City: ERLANGEN
- Country: Germany
- Topics: Health/Medicine
- Reuters ID: LVA002C8MQI4Z
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text:Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland darf die Uniklinik Erlangen Immunplasma für Corona-Patienten herstellen. Zuständig ist die Abteilung für Transfusionsmedizin. Nach intensivem Kontakt mit der Regierung von Oberfranken und nach Durchsicht der Antragsunterlagen kam nun die Zustimmung der Behörden, die Produktion des sogenannten „Apherese-Plasmas" zu starten.
Federführend für die Herstellung des therapeutischen Plasmas ist Prof. Holger Hackstein. Der Wissenschaftler leitet die Transfusionsmedizinische Abteilung des Univesitätsklinikums Erlangen. Laut Hackstein sei mit der Transfusion von SARS-COV-2-Immunplasma eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe bei schwer kranken Patienten möglich. "Dieses Immunplasma kann den Patienten helfen, da es diese virusspezifischen Antikörper enthält, und die binden direkt an das Virus. Die sind also spezifisch für diese Viruserkrankung und stellen damit im Moment die einzige, wirklich spezifische Therapie für diese Viruserkrankung dar, die im Moment verfügbar ist. Und durch diese Spezifität sind sie in der Lage, diese Viruserkrankung beim Patienten günstig zu beeinflussen. Wir sehen, es gibt erste wissenschaftliche Berichte, die zeigen, dass der Krankheitsverlauf durch diese Behandlung verkürzt werden kann und das die Krankheitssymptomatik auch abgemildert werden kann."
Immer wieder weist Hackstein darauf hin, dass die Immunplasma-Therapie kein Impfstoff sei. Ein Impfstoff setze voraus, dass ein Patient selber die „schützende Immunantwort" bilde. Das sei beim Immunplasma nicht der Fall, da das Plasma von einem anderen Spender komme.
In der vergangenen Woche hatte Hackstein ehemalige Corona-Patienten zu einer Blutplasmaspende aufgerufen. Darauf meldeten sich innerhalb von 24 Stunden über 200 Personen, die an COVID-19 erkrankt waren und Blutplasma spenden wollten. Viel mehr, als Hackstein und sein Team erwartet hatten. Deswegen werden jetzt auch aktuell keine weiteren Spender gesucht. Der Körper der ehemaligen Patienten hat nach der Infektion mit COVID-19 spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet. Diese können mit einer sogenannten „Apherese-Maschine" aus dem Blut gewonnen werden.
20 Spender kamen in Frage. Sie konnten einen positiven Corona-Test zu Beginn und zwei negative Tests am Ende der Erkrankung vorweisen. Laut Hackstein dauert die Blutplasmaspende etwa 45 Minuten und sei für den Spender nicht belastender als eine normale Blutspende: „Wir sind jetzt aktuell dabei, diese qualifizierenden Voruntersuchungen durchzuführen und es gibt auch schon erste Termine zur Plasmaspende für diese Spender, sodass wir denken, die nächsten Schritte sind so, dass diese Spender jetzt in den nächsten Tagen ihr Plasma spenden und dann wird es auch für die Patiententherapie zur Verfügung gestellt."
Die Voruntersuchungen dienen dazu herauszufinden, ob tatsächlich Antikörper gebildet wurden, aber auch um zu sehen, ob eventuell andere Viren, wie HIV oder Hepatitis vorhanden sind. Dies geschieht im Prüflabor. In diesem arbeitet auch die MTA Sonka Krauthöfer daran, dass Plasma vom Blut zu trennen: „Dieses Plasma wird nach der Spende erstmal eingefroren und dann nochmal untersucht natürlich in unserem Labor. Da gibt es eine Reihe von Laboruntersuchungen, die da durchgeführt werden, um auch sicherzustellen, dass dieses Plasma sicher ist und keine ansteckenden Krankheiten überträgt. Und wenn diese Untersuchungen abgeschlossen sind, dann wird dieses gefrorene Plasma den Patienten zur Therapie zur Verfügung gestellt und wird dann von den behandelnden Ärzten, zum Beispiel auf der Intensivstation nach Auftauen intravenös verabreicht."
Das Immunplasma-Therapieverfahren ist schon sehr lange bewährt, erzählt Hackstein. Es wurde zum Beispiel bei den SARS-1 und MERS-Infektionen oder im Rahmen der Ebola-Epidemie erfolgreich eingesetzt. Bereits vor 125 Jahren setzte der Stabsarzt Emil Behring Immunplasma von Pferden zur Behandlung von Diphteriefällen bei Menschen ein.
Die aktuelle Therapie kann erst jetzt gestartet werden, da zunächst sehr wenig Immunplasma zur Verfügung stand. Es war nötig, dass Menschen erst einmal eine Corona-Erkrankung überstanden, damit im Blut Antikörper entwickelt werden konnten. - Copyright Holder: REUTERS
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