- Title: Erste Schauspieler distanzieren sich von Kampagne gegen Corona-Maßnahmen
- Date: 23rd April 2021
- Summary: REUTERS, BERLIN, 07.02.2019 SCHAUSPIELERIN MERET BECKER UND SCHAUSPIELER PETER KURTH POSIEREN FÜR FOTOGRAFEN, TOTALE MIT RANFAHRT NAHE MIT SCHWENK ÜBER BECKER LACHEND REUTERS, POTSDAM, 04.06.2012 BECKER UND SCHAUSPIELER RICHY MÜLLER AUF DEM ROTEN TEPPICH, TOTALE MIT RANFAHRT UND SCHWENK
- Embargoed: 7th May 2021 13:53
- Keywords: #allesdichtmachen Coronavirus Internetaktion Kritik Kultur Künstler Schauspieler Schließungen
- Location: BERLIN, INTERNET
- City: BERLIN, INTERNET
- Country: Germany
- Topics: Europe,Health/Medicine
- Reuters ID: LVA005E9QTVTF
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Nach massiver Kritik an der Internetaktion "#allesdichtmachen", bei der Dutzende SchauspielerInnen in kurzen Videos ihren Protest gegen die Corona-Maßnahmen deutlich gemacht haben, haben sich nun die ersten von ihnen von der Kampagne distanziert. In persönlichen Statements hatten die rund 50 Mimen ihre Sicht auf die Beschränkungen in meist satirischer Form formuliert.
Zu denjenigen, die ihre Aussagen nach der Veröffentlichung auf der Videoplattform Youtube und auf Instagram selbst relativierten, zählten nach Medienberichten die Schauspielerinnen Meret Becker und Heike Makatsch. Letztere bat die Opfer der Pandemie und deren Angehörige um Entschuldigung für etwaige Missverständnisse und löschte ihr Video. Sie und Becker verwahrten sich gegen eine Instrumentalisierung von der "rechten Seite", wie Becker es in einem Video-Statement formulierte. Auch ihr Kollege Jan Josef Liefers ging auf Abstand von einer Vereinnahmung der Aktion durch Anhänger von Verschwörungstheorien und der Querdenker-Bewegung.
Während Kulturstaatsministerin Monika Grütters einerseits Verständnis für Kritik an der Corona-Politik äußerte, sagte sie am Montag in Berlin aber auch: "Aber wie immer macht auch hier der Ton die Musik. Ich hätte mir bei der Initiative '#allesdichtmachen' deutlich mehr Empathie der beteiligten Künstlerinnen und Künstler für die Sterbenden auf den Intensivstationen gewünscht und auch für die Pflegerinnen und Pfleger, die am Ende ihrer Kräfte sind." Es gelte, die Kunstfreiheit zu wahren, "und deshalb dürfen sie und sollen sie auch tun, was sie für richtig halten, auch in den ihr eigenen Art." Man tue alles, um die kulturelle Vielfalt in Deutschland zu erhalten, sagte Grütters.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gab sich seinerseits gesprächsbereit. "Das ist ja erst mal Bestandteil einer öffentlichen Diskussion", sagte der CDU-Politiker. "Und dass es Kritik gibt an den Maßnahmen, dass es Kritik und Fragen gibt an den Maßnahmen und den Hintergründen, das finde ich nicht nur normal, das finde ich in einer freiheitlichen Demokratie auch wünschenswert am Ende. Ich wäre eher besorgt, wenn es überhaupt keine Kritik gäbe, weil es am Ende notwendig ist, dass das, was wir tun, dass wir das auch rechtfertigen, dass wir es erklären, dass wir es erläutern, dass wir es herleiten, dass wir es abwägen." Deswegen könne er sich auch gut vorstellen, das Gespräch miteinander zu führen. "Weil ich einfach wahnsinnig wichtig finde, immer wieder aufs Neue dieses Gespräch zu suchen in einer schwierigen Phase, die mit ganz vielen Härten, und es sind ja hier Künstlerinnen und Künstler, vor allem, die gerade eben auch..., ich meine, man ist ja Schauspieler geworden zum Beispiel auch, ja, weil man es liebt, weil man es gerne macht. Es ist ja Berufung auch. Und das jetzt über Monate nicht ausüben zu können, dass das auch wehtut, neben der finanziellen Situation, das kann ich gut verstehen, dass man das zum Ausdruck bringen will. Und gleichzeitig ist die Pandemie ja auch etwas, was wir uns alle nicht ausgesucht haben. Darüber muss man reden, und darüber suche ich auch gerne das Gespräch", sagte Spahn.
Zustimmend zu der Kampagne hatten sich laut verschiedenen Medien unter anderem AfD-Politiker geäußert, auch der ehemalige Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, lobte die Aktion auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Grütters wies auf ein Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Künstlern und Kulturschaffenden am kommenden Dienstag hin. "Sie hatte im vergangenen Mai bereits einen Podcast ganz speziell dieser betroffenen Gruppe gewidmet, weil uns allen, das muss ich auch noch mal sagen, das Herz blutet. Ich fühle mich wie auf Entzug. Es geht nicht nur um die Künstlerinnen und Künstler, sondern auch um uns, ihr Publikum", sagte sie. - Copyright Holder: REUTERS
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