- Title: Heusgen - Pistorius hat Leopard-Entscheidung auf Elfmeterpunkt
- Date: 18th January 2023
- Summary: REUTERS, BERLIN, 18.01.2023 ANKUNFT CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN HEUSGEN UNTERHÄLT SICH MIT JOURNALISTEN, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Ich glaube, das wäre ein..., da wird ihm, glaube ich, der, sozusagen der Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt. Und er braucht jetzt nur noch den Elfmeter zu verwandeln. Und er kann mit einem schönen Erfolg auch gegenüber der Allianz, gegenüber der Ukraine in sein neues Amt starten.") HEUSGEN AUF KAMERAMONITOR, NAHE MIT SCHWENK AUF HEUSGEN REDEND O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Ich fand einfach den..., ich fand immer den Vorschlag, der ja auch gar nicht von uns ist, sondern vom European Council on Foreign Relations, dass man in Anbetracht der Tatsache, dass so viele Länder über den Leopard-2-Panzer verfügen, dass man da so eine Art Konsortium bildet, wo man dann sieht, welche Länder können welche Panzer zur Verfügung stellen, dass man sieht, welcher Typ ist jetzt derjenige, der am besten geeignet ist, wo es genug gibt, sodass wir dann auch im Hinblick auf Ausbildung, im Hinblick auf dann auch Unterhaltung, dass wir da gut zusammenarbeiten können. Und ich hoffe doch sehr, dass aus Ramstein jetzt das Signal rausgeht: Ja, wir machen das, und Deutschland hört auf die Partner, die das wollen, und wird dann im Geleitzug vorangehen.") HEUSGEN HÖRT ZU O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Die Amerikaner haben ja selbst Deutschland aufgefordert. Der amerikanische Botschafter hier in Berlin hat gesagt: Ja, Washington wäre froh, wenn Deutschland mehr machen würde. Also wir dürfen nicht so, auch in Anbetracht der Tatsache, dass wir ja auch - Vertreter der Regierungen, Bundespräsident - immer gesagt haben, Deutschland will Führung und Verantwortung übernehmen, da können wir uns jetzt nicht hinter den Amerikanern verstecken, sondern da muss..., da ist Führung gefragt. Und die Amerikaner haben uns ja auch regelrecht aufgefordert dazu.") FILMENDER KAMERAMANN O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Und wir sollten jetzt nichts endgültig und kategorisch ausschließen. Aber derzeit glaube ich, dass mit der Lieferung von Leopard-Panzern erst mal das Wichtigste getan wird, auch das Wichtigste getan wird im Hinblick auf die Möglichkeit der Ukraine, Territorium zurückzugewinnen.") HEUSGEN REDEND MIT FOTOS IM HINTERGRUND AUSSCHNITTE AUS FOTOS ZU MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, UNTER ANDEREM MIT DER EHEMALIGEN BUNDESKANZLERIN ANGELA MERKEL (CDU), ZWEI NAHEINSTELLUNGEN O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Wenn Russland sieht, dass es militärisch Erfolg hat, dann wird es weitermachen. Wir sehen ja bis jetzt, dass Russland zu Hause noch nicht die Heimatfront abbröckelt. Und es ist umgekehrt, ich glaube, Putin geht davon aus, dass er letztlich den längeren Atem hat, als wir das haben.") SCHREIBBLOCK UND AUFNAHMEGERÄT AUF TISCH O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Nein, wir haben uns das gut überlegt. Wir haben natürlich mitbekommen, dass Russland alle Möglichkeiten auch des Dialogs und von Verhandlungen abgelehnt hat. Es sind nach wie vor Maximalpositionen. Und wir wollen die Münchner Sicherheitskonferenz nicht als Bühne denjenigen bieten..., die das internationale Recht mit Füßen getreten haben. Wir werden aber natürlich Russland auf der Tagesordnung haben. Und wir werden auch Vertreter der Zivilgesellschaft, nicht offizielle Russen der Opposition dort haben, um über das Thema Russland und die Zukunft Russlands zu reden. Das ist wichtig.") NAHE, FOTOAUSSCHNITT MIT MERKEL AUF MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ O-TON CHEF DER MÜNCHNER SICHERHEITSKONFERENZ, CHRISTOPH HEUSGEN ("Wir werden bei diesem Mal in Anbetracht der Tatsache, dass wir ja diesen Jahrestag auch des Angriffs Russlands auf die Ukraine haben, wir werden es nicht darauf anlegen, die Differenzen rauszuarbeiten. Uns ist es ganz wichtig, dass wir die größere Perspektive sehen. Und wir werden sehr großen Wert darauf legen, wie wir sehen, dass wir das Verbindende finden. Und das ist ganz wichtig aus meiner Sicht. Und das werden wir auch versuchen, abzubilden bei der Münchner Sicherheitskonferenz, dass wir ein bisschen wegkommen von der Konferenz, bei der es vor allen Dingen um europäische, transatlantische Einheit geht. Wir werden das öffnen, wir werden Vertreter des globalen Südens haben. Und wir wollen das Verbindende unterstreichen. Nämlich es geht in Anbetracht des Zivilisationsbruchs von Wladimir Putin, es geht darum, dass wir als internationale Gemeinschaft die regelbasierte Ordnung, die Uno-Charta, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hochhalten und uns rückbesinnen auf das, was ja ursprünglich mal, als die Sicherheitsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet worden ist, die Absicht war.") TOTALE, HEUSGEN BEI FERNSEHINTERVIEW
- Embargoed: 1st February 2023 14:43
- Keywords: Bundeswehr Heusgen Krieg Russland Sicherheit Sicherheitskonferenz Urkaine
- Location: Berlin
- City: Berlin
- Country: Germany
- Topics: Diplomacy/Foreign Policy,Europe,Government/Politics
- Reuters ID: LVA001331518012023RP1
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius muss nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, die Zustimmung zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine geben. "Da wird ihm sozusagen der Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt. Er braucht jetzt nur noch den Elfmeter zu verwandeln", sagte Heusgen am Mittwoch im Reuters-TV-Interview.
Dann könnte Pistorius auf dem sogenannten Ramstein-Treffen der westlichen Alliierten am Freitag mit einem schönen Erfolg in sein Amt starten. Er finde den Vorschlag des European Council on Foreign Relations (ECFR) richtig, dass die Europäer ein Konsortium bilden sollten, um Leopard-Panzer zu liefern und sich über die Typen und Ausbildung ukrainischer Soldaten verständigten. "Ich hoffe doch sehr, dass aus Ramstein das Signal ausgeht: Ja, wir machen das." Deutschland solle auf die Partner hören, die das wollten und "im Geleitzug vorangehen".
Das Argument von Kanzler Olaf Scholz, dass die USA unbedingt mit an Bord sein müssten, wollte Heusgen nicht gelten lassen. Die US-Regierung habe klargemacht, dass sie froh wäre, wenn Deutschland mehr machen würde. "Da können wir uns jetzt nicht hinter den Amerikaner verstecken, sondern da ist Führung gefragt." Die Leopard-Panzer seien wichtig, damit die Ukrainer besetzte Gelände zurückerobern könnten. Dies wiederum sei entscheidend, weil man gesehen habe, welche Kriegsverbrechen Russland in den besetzten Gebieten verübe. "Wenn Russland sieht, dass es militärischen Erfolg hat, dann wird es weitermachen. Putin geht davon aus, dass er letztlich den längeren Atem hat, als wir das haben."
Zurückhaltend reagierte Heusgen dagegen auf die Forderung des früheren ukrainischen Botschafters Andreij Melnyk, dass Deutschland auch Tornado-Kampfjets liefern sollte. Dies habe eine völlig andere Dimension. Deutschland engagiere sich bereits bei der Luftabwehr, das solle man fortsetzen. Es wäre aber falsch, "rote Linien" zu definieren. "Wir sollten das jetzt nicht kategorisch ausschließen."
Die Gefahr einer atomaren Eskalation sieht Heusgen nicht. "Ich halte das für ausgeschlossen." Russland würde sich beim Einsatz von Atombomben völlig isolieren, weil auch China dann seine schützende Hand entziehen würde. Die USA hätten vor katastrophalen Auswirkungen gewarnt.
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) wird es diesmal nicht zu einem Schlagabtausch mit Vertretern der russischen Regierung kommen. Heusgen erklärte im Interview, dass er die russische Regierung nicht eingeladen habe. "Wir wollen die Münchner Sicherheitskonferenz nicht als Bühne denjenigen bieten, die das internationale Recht mit Füßen getreten haben", sagte er zur Begründung. Russland habe nach seinem Angriff auf die Ukraine vor fast einem Jahr alle Vermittlungsversuche abgelehnt und beharre nach wie vor auf Maximalpositionen. Man werde aber Vertreter der russischen Zivilgesellschaft einladen.
Erwartet werden bei der größten außen- und sicherheitspolitischen Veranstaltung in Deutschland vom 17. bis 19. Februar unter anderem Dutzende Regierungschefs, Präsidenten sowie Außen- und Verteidigungsminister aus aller Welt. Heusgen verwies darauf, dass man angesichts des Jahrestages des russischen Angriffs in die Ukraine am 24. Februar diesmal nicht nach Differenzen, sondern nach dem Verbindenden suchen werde. Man wolle deshalb auch wegkommen von einer Konferenz, auf der vor allem Europäer und Amerikaner miteinander berieten. Ausdrücklich würden diesmal mehr Vertreter des globalen Südens eingeladen. Es gehe angesichts des russischen "Zivilisationsbruchs" darum, sich mit denjenigen abzustimmen, die eine regelbasierte Ordnung und die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte hochhielten. Auch Kanzler Olaf Scholz hatte gemahnt, dass man angesichts des russischen Angriffs die Verständigung mit wichtigen Schwellenländern verstärken müsse - zumal sich die Welt nicht in eine bipolare Ordnung um die USA und China entwickele, sondern in eine multipolare Welt mit vielen starken Zentren.
"Wir müssen unser Verhältnis zu dem globalen Süden ändern, wir müssen uns sehr viel intensiver darum kümmern", sagte Heusgen. Im Mittelpunkt müssten dabei Länder stehen, in denen es eine gute Regierungsführung gebe und den Ansatz dafür, eine Partnerschaft auszubauen. Er rechne damit, dass China hochkarätig in München vertreten sein werde. Es habe auch aktive Anfragen aus Peking gegeben. China befinde sich in einer anderen Situation als Russland. Das Land wolle Weltmacht Nummer eins werden. "Das wird man nicht, wenn man die internationale Weltgemeinschaft ständig konfrontiert." Man dürfe sich aber auch keine Illusionen machen. "China wird sich nicht substanziell von Russland abwenden", betonte Heusgen. China profitiere von der Situation durch den Ukraine-Krieg und der Isolation Russlands. Er glaube, dass Russland langfristig gesehen die "Tankstelle Chinas" werde, sagte er in Anspielung auf russische Gas- und Öllieferungen.
Er erwarte durchaus Diskussionen unter den Europäern, sagte Heusgen auf die Frage nach möglichen Differenzen zwischen Osteuropäern und etwa Deutschland in der Ukraine-Frage. Aber er hoffe, dass man angesichts der Lage das Verbindende sehr viel stärker betonen werde.
(Produktion: Gideon Malherbe, Andreas Rinke, Tanja Daube) - Copyright Holder: REUTERS
- Copyright Notice: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Open For Restrictions - http://about.reuters.com/fulllegal.asp
- Usage Terms/Restrictions: None