Militärexperte kann Deutschlands Zaudern bei Kampfpanzern für die Ukraine nicht nachvollziehen
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1707578
Militärexperte kann Deutschlands Zaudern bei Kampfpanzern für die Ukraine nicht nachvollziehen
- Title: Militärexperte kann Deutschlands Zaudern bei Kampfpanzern für die Ukraine nicht nachvollziehen
- Date: 19th January 2023
- Summary: REUTERS, BERLIN, 19.01.2023 GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) IM GESPRÄCH MIT JOURNALISTIN O-TON GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) ("Es dürfte doch ein größeres Paket kommen. Und das wird die Ukraine natürlich auch dringend brauchen. Wir sehen, dass die russischen Angriffe zunehmen. Wir haben auch immer mehr mobil gemachte Kräfte, die jetzt in die Ukraine verlegt werden. Das heißt, wir werden aus ukrainischer Sicht einen sehr schwierigen Frühling und wahrscheinlich auch Frühsommer erleben. Und vor dem Hintergrund sind natürlich..., sind wir eh schon höchste Eisenbahn mit diesen Waffenlieferungen. Und ja, in der Kampfpanzer-Frage, es ist bei mir ein bisschen schwer zu glauben, dass sich Scholz wirklich gegen die gesamte Allianz hier stellen könnte in dieser Frage.") GRESSELS HÄNDE, NAHE O-TON GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) ("Die Vorstellung, Russland würde sich einen einzigen Staat rausfischen, für Repressalien aus der Allianz bestrafen, ohne dass die Allianz diesem zu Hilfe kommt, die wäre nur dann gegeben, wenn dieser Staat wirklich etwas täte, was durch die USA, vor allem aber auch sonst im Verständnis der anderen Allianzpartner wirklich unbotmäßig wäre.") GRESSEL BEANTWORTET FRAGE O-TON GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) ("Ja, also die Kampfpanzer-Diskussion, die geht ja eigentlich schon seit Mitte März los. Die Frage ist, weil früher oder später wird die Ukraine auch westliche Kampfpanzer verwenden müssen, weil es einfach logistische, munitionsversorgungstechnische Gründe gibt, warum man westliche Kampfpanzer braucht.") GRESSEL REDEND, NAHE O-TON GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) ("Ja, langsam wird das kindisch. Also es gibt natürlich sozusagen die starke Angst, Scholzes, dass Russland gegen Deutschland zu Repressionen greift und vor allen Dingen natürlich vor der nuklearen Eskalation. Das ist zurzeit ein bisschen verwunderlich.") GRESSEL REDEND UND GESTIKULIEREND O-TON GUSTAV GRESSEL VOM EUROPEAN COUNCIL ON FOREIGN RELATIONS (ECFR) ("Aber das ist, das ist natürlich jetzt innenpolitisch schwierig, wenn man sich da mal ordentlich verrannt hat und wenn man nicht die Größe hat, einzugestehen, dass man sich verrannt hat, da wieder rauszukommen.") GRESSEL IM GESPRÄCH MIT JOURNALISTIN REUTERS, OSTENHOLZ, 17.10.2022 SCHIESSENDE PANZER LEOPARD 2 BEI EINER ÜBUNG, TOTALE REUTERS, SESTOKAI (LITAUEN), 24.02.2017 LEOPARD-PANZER, DIVERSE EINSTELLUNGEN
- Embargoed: 2nd February 2023 12:48
- Keywords: ECFR Gressel Kampfpanzer Leopard Militärexperte Panzer Russland Ukraine Waffenlieferungen
- Location: BERLIN
- City: BERLIN
- Country: Germany
- Topics: Conflicts/War/Peace,Europe,Military Conflicts
- Reuters ID: LVA001372919012023RP1
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Die EU- und Nato-Staaten schnüren ein milliardenschweres Paket neuer Waffenhilfen für die Ukraine. Etwa Schweden, Kanada und die Niederlande kündigten umfangreiche Lieferungen an. Zwischen den USA und Deutschland blieb auch am Donnerstag zunächst umstritten, ob Berlin Leopard-Kampfpanzer liefert.
Kanzler Olaf Scholz will im Gegenzug, dass die US-Regierung dann auch Abrams-Kampfpanzer liefert. Dazu ist wiederum Washington nicht bereit. Der Militärexperte Gustav Gressel rechnet generell mit einem Einlenken der Bundesregierung. "In der Kampfpanzer-Frage, es ist bei mir ein bisschen schwer zu glauben, dass sich Scholz wirklich gegen die gesamte Allianz hier stellen könnte in dieser Frage", sagte der Mitarbeiter der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR) am Donnerstag in Berlin.
"Es dürfte doch ein größeres Paket kommen. Und das wird die Ukraine natürlich auch dringend brauchen. Wir sehen, dass die russischen Angriffe zunehmen", sagte er. Immer mehr mobil gemachte Kräfte würden jetzt in die Ukraine verlegt. "Das heißt, wir werden aus ukrainischer Sicht einen sehr schwierigen Frühling und wahrscheinlich auch Frühsommer erleben. Und vor dem Hintergrund sind natürlich..., sind wir eh schon höchste Eisenbahn mit diesen Waffenlieferungen." Gressel sagte im Interview mit Reuters TV weiter, es sei " natürlich jetzt innenpolitisch schwierig, wenn man sich da mal ordentlich verrannt hat und wenn man nicht die Größe hat, einzugestehen, dass man sich verrannt hat, da wieder rauszukommen." Die Diskussion über die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine laufe ja bereits seit Mitte März vergangenen Jahres. "Früher oder später wird die Ukraine auch westliche Kampfpanzer verwenden müssen, weil es einfach logistische, munitionsversorgungstechnische Gründe gibt, warum man westliche Kampfpanzer braucht", so der ECFR-Experte für Verteidigungspolitik mit dem Fokus Osteuropa und Russland.
Angesichts fortgesetzter russischer Angriffe in der Ukraine ist die weitere militärische Hilfe für das Land unumstritten. Deutschland wird aber seit Tagen gedrängt, auch Leopard-Kampfpanzer zu liefern. Scholz hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, dass er darauf bestehe, dass jeder neue qualitative Schritt gemeinsam mit den USA gegangen werden müsse. Erst vor zwei Wochen hatten die USA und Deutschland vereinbart, der Ukraine auch Schützenpanzer und Patriot-Luftabwehrsysteme zu liefern. Polen hat die Lieferung von 14 Leopard-Panzern angeboten, die aber offenbar erst noch modernisiert werden müssten. Die britische Regierung hat 14 Challenger-Kampfpanzer zugesagt.
Dies erhöht den Druck auf die Bundesregierung, ebenfalls zuzustimmen. Damit geht es zum einen darum, dass Berlin die Zustimmung für Drittstaaten geben muss, in Deutschland produzierte Waffen an die Ukraine zu liefern. In der Regierung wird betont, dass noch kein einziger Antrag dafür gestellt wurde. In Koalitionskreisen hieß es, es sei schwer vorstellbar, dass Anträge abgelehnt würden. Zum anderen könnte die Bundesregierung eigene Leopard-Panzer liefern.
Das Europäische Parlament hatte sich am Mittwoch für die Lieferung ausgesprochen. Die Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP verhinderten am Donnerstag eine Abstimmung über einen Antrag der oppositionellen CDU und CSU, in dem die Leopard-Lieferung gefordert wird. Die Ampel-Koalition ist in der Frage gespalten. Scholz hatte die Lieferung nie ausgeschlossen, beharrt aber auf gemeinsame Schritte mit Washington. "An dieser Haltung ändert auch das Ramstein-Treffen nichts", erfuhr Reuters aus Regierungskreisen. Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) betonte, dass die USA der "wichtigste Partner" Deutschland seien. Frankreich sei der wichtigste Partner in Europa. - Copyright Holder: REUTERS
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