Ostap Khaliuk – Der ukrainische Schüler, der dem Krieg entkam und eine zweite Heimat fand
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1712138
Ostap Khaliuk – Der ukrainische Schüler, der dem Krieg entkam und eine zweite Heimat fand
- Title: Ostap Khaliuk – Der ukrainische Schüler, der dem Krieg entkam und eine zweite Heimat fand
- Date: 19th February 2023
- Summary: REUTERS, SCHWALBACH AM TAUNUS, 17.2.2023 OSTAP KHALIUK, SCHÜLER, 14 JAHRE ALT, AUS DER UKRAINE, LÄUFT AUF KAMERA ZU UND STELLT SICH VOR O-TON OSTAP KHALIUK: („Mein Name ist Ostap, und ich bin letztes Jahr nach Deutschland gekommen.“) OSTAP LÄUFT ZU TREPPE UND SETZT SICH, TOTALE OSTAP LIEST NACHRICHTEN AUF SEINEM SMARTPHONE, ZWEI EINSTELLUNGEN O-TON OSTAP KHALIUK: („Ich wohnte in einer großen Stadt, in Kiew, und mein Leben war voll gut. Ich hatte sehr viele Freunde, ich war in einer guten Schule.“) O-TON OSTAP KHALIUK: („Zuerst hat meine Mutter gesagt, dass wir in Kiew bleiben werden, aber nach vier Tagen war die Situation schon sehr schlecht, und meine Mutter beschloss den Zug zu nehmen. Wir wussten nicht genau, wohin der Zug fährt, aber wir wussten, dass er nach Westen fährt.“) SCHWENK VON TÜR AUF KÜCHE. MARYNA KHALIUK, MUTTER VON OSTAP, SITZT MIT IHREM SOHN ZU HAUSE AM TISCH UND UNTERHÄLT SICH, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON MARYNA KHALIUK (ENGLISCH) („Am Anfang wussten wir nicht mal wo wir hingehen sollten, Hauptsache zum Zug und raus aus Kiew. Es war wie der Weg nach nirgendwo, wir wussten nicht wohin.“) MARYNAS HAND AN KAFFEEBECHER O-TON MARYNA KHALIUK (ENGLISCH) („Zuerst wussten wir nicht, was wir tun sollten. Wir waren sehr gestresst. Insbesondere Ostap wollte zurück in die Ukraine zu seinem gewohnten Leben, zu seinen Freunden und so weiter. Es war eine sehr angespannte Zeit.“) REUTERS, SCHWALBACH AM TAUNUS, 20.5.2022 LEHRERIN VERTEILT UNTERRICHTSMATERIAL AN UKRAINISCHE SCHÜLER IN DER INTENSIVKLASSE 3 DER FRIEDRICH-EBERT-SCHULE, TOTALE OSTAP FÜLLT ÜBUNGSBLATT AUS, ZWEI EINSTELLUNGEN SCHWENK VON DISPLAY AUF DIE INTENSIVKLASSE 3 SCHÜLER SPRECHEN DEUTSCHE WÖRTER NACH OSTAP SPRICHT DEUTSCHE WÖRTER NACH REUTERS, SCHWALBACH AM TAUNUS, 17.2.2023 OSTAP SITZT IM UNTERRICHT DER INTENSIVKLASSE 2, NAH UNTERRICHT DER INTENSIVKLASSE 2 MIT LEHRER ROLAND GLOTZBACH, UND OSTAP SOWIE WEITEREN SCHÜLERN, DIVERSE EINSTELLUNGEN SCHWENK VON OSTAP AUF MITSCHÜLERIN O-TON OSTAP KHALIUK: („Ich bin zufrieden mit meinem Fortschritt. Ich bin schon in der Regelklasse, und freue mich darauf, nächstes Jahr komplett in die Regelklasse zu gehen“) FELIX BLÖMEKE, SCHULLEITER DER FRIEDRICH-EBERT-SCHULE IN SCHWALBACH AM TAUNUS, SITZT AN SEINEM SCHREIBTISCH UND ARBEITET AM PC, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON SCHULLEITER FELIX BLÖMEKE („Die Schüler sind jetzt seit einem Jahr an der Schule, und die Übergänge in die Regelklassen von einzelnen Schülern stehen jetzt an.“) HÄNDE VON BLÖMEKE, SCHNITTBILD O-TON SCHULLEITER FELIX BLÖMEKE („Insgesamt erlebe ich die ukrainischen Schülerinnen und Schüler etwas stärker noch als geschlossene Gruppe als die anderen Schülerinnen und Schüler der Intensivklassen. Das hängt wahrscheinlich, vermute ich, zusammen auch mit der Unsicherheit.“) OSTAP MIT SEINEN UKRAINISCHEN FREUNDEN AUF DEM PAUSENHOF, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON OSTAP KHALIUK („Ich habe schon nicht nur ukrainische Freunde, ich habe schon viele deutsche Freunde auch gefunden und nicht nur Deutsche, sondern andere Nationalitäten auch.“) UNTERRICHT DER INTENSIVKLASSE 2 IM COMPUTERRAUM. GLOTZBACH ERKLÄRT OSTAP, WIE MAN EINE PRÄSENTATION ERSTELLT, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON LEHRER ROLAND GLOTZBACH („Also, der Ostap hat sich sehr gut integriert in die Klasse, auch in das neue Klassengefüge der Intensivklasse 2. Er ist sehr lernwillig, total begeistert für alles, was man macht. Und ich sehe ihn, dass er hier auch die Möglichkeit hat, wenn er hier bleiben sollte in Deutschland erstmal, einen guten Schulabschluss mindestens auf dem Realschulniveau zu kriegen, wenn nicht sogar auf Gymnasialniveau.“) OSTAP IM UNTERRICHT, NAH O-TON LEHRER ROLAND GLOTZBACH („Also, die Integration auf dem Arbeitsmarkt ist bei Ostap sehr gut gegeben. Allgemein auch bei den Kindern, die jetzt hierher gekommen sind, sind die eigentlich schon so weit, dass man sagen kann, die werden eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt.“) UNTERRICHT DER INTENSIVKLASSE 2 IM COMPUTERRAUM MIT OSTAP, DIVERSE EINSTELLUNGEN OSTAP BETRITT ZU HAUSE SEIN SCHLAF- UND ARBEITSZIMMER UND SETZT SICH AN SEINEN SCHREIBTISCH, UM ZU LESEN, TOTALE MIT SCHWENK OSTAP LIEST EIN MATHEBUCH, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON OSTAP KHALIUK („Ich plane für meine Zukunft, das Abitur zu machen und in die Universität in Deutschland zu gehen und als Programmierer oder KI-Ingenieur zu arbeiten.“) O-TON OSTAP KHALIUK („Wir haben nur ein Leben. Und wenn ich jetzt zur Ukraine zurückgehe, dann ist dieses eine Jahr in Deutschland komplett verloren.“) OSTAP LIEST EIN MATHEBUCH, ZWEI EINSTELLUNGEN MARYNA LERNT ZU HAUSE AN IHREM SCHREIBTISCH DEUTSCH, DIVERSE EINSTELLUNGEN MARYNA LIEST UND OSTAP SITZT IN SEINEM ZIMMER AM LAPTOP, TOTALE O-TON MARYNA KHALIUK (ENGLISCH) („Man liest die Nachrichten und sieht, dass sich die Situation nicht verbessert. Man beginnt die besseren Dinge um uns herum in Deutschland wahrzunehmen. Hier bemerkte ich, dass Ostap in die Schule gehen kann, und das macht er gut. Er hat eine Menge Freunde. Er hat viele Möglichkeiten, nicht nur zum Lernen, sondern auch für das soziale Leben. Darum hatte ich das Gefühl, hier bleiben zu können und zu wollen. Der Grund ist mein Sohn.“) OSTAP UND MARINA SITZEN ZUSAMMEN AM KÜCHENTISCH, UNTERHALTEN SICH UND LACHEN, ZWEI EINSTELLUNGEN O-TON SCHULLEITER FELIX BLÖMEKE („Also, es hängt viel damit zusammen, mit den eigenen Perspektiven, die sich diese Kinder und die Eltern selbst stecken. Aber wenn das der Fall ist, sehe ich keinen Grund, jetzt daran zu zweifeln. Die Chancen sind da.“) O-TON OSTAP KHALIUK („Ich bin schon an Deutschland gewöhnt, es ist so wie eine zweite Heimat jetzt bei mir, und ich will in Deutschland mein ganzes Leben bleiben.“) UKRAINISCHE FLAGGE AN KIRCHENGEBÄUDE, NAH SCHWENK VON FLAGGE AUF OSTAP, DER AUS DEM BILD LÄUFT, TOTALE
- Embargoed: 5th March 2023 10:07
- Keywords: Flüchtling Intensivklasse Perspektive Schüler Ukraine
- Location: SCHWALBACH AM TAUNUS
- City: SCHWALBACH AM TAUNUS
- Country: Germany
- Topics: Conflicts/War/Peace,Europe
- Reuters ID: LVA001145919022023RP1
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Ostap Khaliuk kam letztes Jahr aus der Ukraine nach Deutschland. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich für den 14-Jährigen das gewohnte Leben schlagartig verändert. „Ich wohnte in einer großen Stadt, in Kiew, und mein Leben war voll gut. Ich hatte sehr viele Freunde, ich war in einer guten Schule.“ Erzählt Ostap, als er über sein früheres Leben nachdenkt. Am 6.3.2022 verließ er mit seiner Mutter Maryna Kiew, das Ziel war völlig ungewiss. „Zuerst hat meine Mutter gesagt, dass wir in Kiew bleiben werden, aber nach vier Tagen war die Situation schon sehr schlecht und meine Mutter beschloss, den Zug zu nehmen. Wir wussten nicht genau, wohin der Zug fährt, aber wir wussten, dass er nach Westen fährt.“ Bei Dolgobychiv überquerten die beiden nach einem mehrstündigen Marsch durch die Kälte die ukrainisch-polnische Grenze. Über Polen und die Slowakei kamen sie am 13.3.2022 nach Schwalbach am Taunus. In der Stadt nahe Frankfurt am Main gab es für die Hilfesuchenden Zimmer in einem ehemaligen Hotel. Eine Freundin, die ebenfalls aus der Ukraine geflüchtet war, gab ihnen den Hinweis.
Kurz nach der Flucht aus der Ukraine war Ostap davon überzeugt, schnellstmöglich zurückzukehren. Die ersten Wochen in Deutschland waren mit viel Stress verbunden und das Erlebte kam ihm unwirklich vor - wie in einer Art Fiebertraum. Nach etwa drei Monaten machte es eines Tages „Klick“, und er fühlte sich angekommen. Sein Leben bekam eine neue Perspektive.
Im April 2022 bekam Ostap die Möglichkeit, in der Friedrich-Ebert-Schule in Schwalbach am Taunus eine Intensivklasse zu besuchen, um dort seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Schule reagierte schnell auf den erheblichen Zustrom der ukrainischen Schüler und Schülerinnen und bildete zu den bereits zwei existierenden Intensivklassen eine zusätzliche Intensivklasse speziell für die ukrainischen Kinder. Die verunsicherten Jugendlichen sollten so die Befähigung erhalten, schnellstmöglich am Regelunterricht teilzunehmen und ihre schulische Bildung erfolgreich fortsetzen zu können. Ostap nahm schon damals motiviert am Unterricht teil.
Etwa ein Jahr nach dem Beginn der russischen Invasion lebt Ostap mit seiner Mutter noch immer in Schwalbach. „Man liest die Nachrichten und sieht, dass sich die Situation nicht verbessert.“, sagt Maryna, die für sich erkannt hat, dass ihnen das Leben in Deutschland momentan mehr zu bieten hat. Mittlerweile haben sie eine eigene Wohnung gefunden. „Er hat viele Möglichkeiten, nicht nur zum Lernen, sondern auch für das soziale Leben. Daher hatte ich das Gefühl, hier bleiben zu können und zu wollen. Der Grund ist mein Sohn.“ Beide investieren viel Zeit, um sich eine sichere Existenz in Deutschland aufzubauen. Maryna besucht in Frankfurt eine Schule, um die nötigen Sprachkenntnisse zu erlangen, damit sie nach erfolgreicher Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation in ihrem Beruf als Grafikdesignerin zurückkehren kann.
Ostap ist mittlerweile Schüler der Intensivklasse 2, bei der der Unterricht komplett auf deutsch stattfindet. Am Regelunterricht er parallel zur Intensivklasse. teeil Neben dem Deutschunterricht lernt er zum Beispiel am Computer, Präsentationen zu erstellen, und besucht auch den Kunst- und Sportunterricht. Ostap hofft darauf, ab dem nächsten Schuljahr komplett den Regelunterricht zu besuchen und die Intensivklasse hinter sich zu lassen. „Ich bin zufrieden mit meinem Fortschritt.“, freut sich Ostap. Schulleiter Felix Blömeke sieht das Konzept der Intensivklasse als Erfolg. In der Friedrich-Ebert-Schule gibt es derzeit 52 Schüler und Schülerinnen, die eine Intensivklasse besuchen, 18 davon stammen aus der Ukraine. Blömeke erklärt: „Insgesamt erlebe ich die ukrainischen Schülerinnen und Schüler etwas stärker noch als geschlossene Gruppe als die anderen Schülerinnen und Schüler der Intensivklassen.“ Er vermutet, dass das mit ihrer Unsicherheit einhergeht. Die Unsicherheit, wie es für sie in Deutschland weitergeht. Inwieweit die ukrainischen Kinder und Jugendlichen jemals ein erfolgreiches und normales Leben in Deutschland führen können, wird sich zeigen. „Also, es hängt viel damit zusammen, mit den eigenen Perspektiven, die sich diese Kinder und die Eltern selbst stecken, aber wenn das der Fall ist, sehe ich keinen Grund jetzt daran zu zweifeln. Die Chancen sind da.“, zeigt sich Schulleiter Felix Blömeke optimistisch.
Ostap hat sich bereits entschieden, wie sein Plan für die Zukunft aussieht. „Ich plane für meine Zukunft, das Abitur zu machen und in die Universität in Deutschland zu gehen und als Programmierer oder KI-Ingenieur zu arbeiten.“ Sein Lehrer in der Intensivklasse, Roland Glotzbach, ist zuversichtlich und findet die Fortschritte, die sein Schüler gemacht hat, beachtlich. Er rechnet fest damit, dass Ostap einen soliden Schulabschluss erlangen kann, wenn er in Deutschland bleiben sollte. „Die Integration auf dem Arbeitsmarkt ist bei Ostap sehr gut gegeben. Allgemein auch bei den Kindern, die jetzt hierhergekommen sind, sind die eigentlich schon so weit, dass man sagen kann, die werden eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt.“
Für Ostap sind die Dinge klar. Für ihn ist Deutschland mehr als nur ein Land, das ihm ein Leben abseits des Krieges in der Heimat ermöglicht. „Ich bin schon an Deutschland gewöhnt.“, es sei wie eine zweite Heimat für ihn. „Ich will in Deutschland mein ganzes Leben bleiben.“, ist Ostap überzeugt. Eine Rückkehr in die Ukraine ist für ihn derzeit keine denkbare Option.
(Produktion: Timm Reichert, Gabriele Sajonz) - Copyright Holder: REUTERS
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