- Title: Der lange Weg von ausländischen Pflegekräften an deutsche Kliniken
- Date: 24th September 2024
- Summary: REUTERS, TUNIS (TUNESIEN), 22.03.2024 SCHILD: "I LOVE TUNIS" KRANKENPFLEGER AUS TUNESIEN, HERR FIRAS BEN AMER UND FRAU WAFA BEN HUSSEIN, BETRETEN SPRACHZENTRUM AMER UND HUSSEIN BEI VORBEREITUNG AUF DEUTSCHLAND MIT SPRACHKURS, JOBTRAINING UND INTERKULTURELLER VORBEREITUNG, DIVERSE EINSTELLUNGEN O-TON TUNESISCHE KRANKENPFLEGERIN WAFA BEN HUSSEIN ("Die Arbeitsbedingungen sind
- Embargoed: 8th October 2024 11:01
- Keywords: Arbeitsmarkt Ausländische Fachkräfte Ausländische Pflegekräfte Jobs Klinikum Krankenpfleger Personalmangel Tunesien
- Location: TUNIS (TUNESIEN) & DIVERSE ORTE, DEUTSCHLAND
- City: TUNIS (TUNESIEN) & DIVERSE ORTE, DEUTSCHLAND
- Country: Various
- Topics: Asylum/Immigration/Refugees,Government/Politics
- Reuters ID: LVA001463517092024RP1
- Aspect Ratio: 16:9
- Story Text: Auf eines war Firas Ben Amer bei seiner Ankunft in Deutschland nicht vorbereitet gewesen. "Sprudelwasser war bei mir ja etwas neu", erklärt der 24-jährige Krankenpfleger. "Weil in Tunesien, wir trinken nur stilles Wasser und am ersten Tagen hier, wir hatten Wasser mit Kohlensäure und (ich) konnte (es) nicht trinken." Ursprünglich kommt Amer aus einem Ort in der Nähe von Zaghouan im Norden Tunesiens. In Tunis, der Hauptstadt Tunesiens, hat er bis 2023 Krankenpflegewissenschaften studiert. Jetzt arbeitet er im Westpfalz-Klinikum am Standort Kusel in Rheinland-Pfalz. Er ist einer von insgesamt 200 ausländischen Fachkräften, die dort tätig sind.
Amers Ziel war von Anfang an, in Deutschland zu arbeiten. "Und ich habe das geschafft. Ich bin stolz auf mich. Und Heimweh - ich kann jedes Jahr in Tunesien fahren und Urlaub da machen," sagt Amer während er Blutdruck misst, Infusionen vorbereitet und sich um Patienten kümmert. Dafür hat Amer in Tunis Sprachkurse, Bewerbungstraining und interkulturelles Training gemacht. Zusätzlich zu seinem Bachelor in Krankenpflegewissenschaften muss Amer nun noch bis zu 1000 Stunden Nachqualifizierungsmaßnahmen absolvieren in Deutschland.
Für die Pflegedirektorin des Westpfalz-Klinikums, Andrea Bergsträßer, sind ausländische Pflegekräfte wie Amer ein Weg gegen den Fachkräftemangel in der Pflege. "Wenn wir weiterhin unsere Patienten zuverlässig versorgen wollen, werden wir ja auch zukünftig entsprechende Personalressourcen benötigen. Und wir sehen nicht, dass wir das in naher Zukunft, auch mittelfristig, aus dem eigenen Bereich in Deutschland lösen werden können", so Bergsträßer gegenüber Reuters TV.
570.000 Stellen für Fachkräfte konnten 2023 in Deutschland nicht besetzt werden, so das Institut der deutschen Wirtschaft. Das Bundesgesundheitsministerium warnt, dass in allen Pflegeberufen Fachkräfte fehlten, aufgrund des demografischen Wandels würde der Fachkräftebedarf zudem noch weiter steigen. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Regierung soll gegen den Mangel helfen, indem es dem qualifizierten Personenkreis den Weg nach Deutschland erleichtert.
Mohamed Karray, Geschäftsführer der Personalvermittlung Karray Pflege, die Amer und andere Fachkräfte aus Tunesien nach Deutschland vermittelt, sieht aber noch Nachbesserungsbedarf. "Die größeren Probleme sind quasi die, dass wir viele Bundesländer haben, die unterschiedlich agieren. Und je nachdem, in welchem Bundesland sind wir, müssen wir darauf achten, welche Unterlagen wir schicken müssen", sagt Karray. Seine Firma hilft den tunesischen Krankenpflegern bei der Beantragung von Visa, Anerkennung von Diploma, Bürokratie in Deutschland und bereitet sie zudem mit Sprachkursen und Training auf ihre Arbeit und ihr Leben in Deutschland vor. Ausländische Fachkräfte allein, so Karray, könnten den Fachkräftemangel in der Pflege aber nicht lösen.
Andere Maßnahmen, wie erleichterte Richtlinien für die deutsche Einbürgerung, scheinen bei einigen Fachkräften aber zumindest ein Anreiz zu sein, nach Deutschland zu kommen. Die 23-jährige Wafa Ben Hussein hat zusammen mit Amer in Tunis Pflegewissenschaften studiert. Für sie ist die Möglichkeit, zusätzlich zur tunesischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, nach eigenem Bekunden ein klarer Vorteil. "Drei Jahre, um die Staatsangehörigkeit zu haben, ist sehr gut. Das gibt uns viele Möglichkeiten. Wir können Familien bilden in Deutschland. Wir können einen deutschen Reisepass haben." Das sei sehr motivierend für sie, sagt Hussein.
Nach Angaben der Bundesregierung haben etwa 14 Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung keinen deutschen Pass, die Einbürgerungsquote in Deutschland liegt bei 1,1 Prozent und damit unter der EU-Rate mit 2,0 Prozent.
(Produktion: Jihed Abidellaoui, Tilman Blasshofer, Timm Reichert, Gabriele Sajonz, Stefan Remter, Anna Dittrich) - Copyright Holder: REUTERS
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